Zinswende beschert EZB Rekordverlust!

Die Europäische Zentralbank hat Mitte Februar ihren erweiterten Jahresabschluss für das abgelaufene Jahr 2023 veröffentlicht und damit ungewohnt großes öffentliches Interesse auf sich gezogen. Anders als in den letzten Jahren weist sie einen Verlust von fast 1,3 Milliarden Euro aus. Der erste Verlust der EZB seit dem Jahr 2004. Er wäre auch noch deutlich höher ausgefallen, wenn man nicht die gesamte Vorsorge für finanzielle Risiken dafür aufgelöst hätte. Was steckt hinter den ersten roten Zahlen seit fast zwei Jahrzehnten?

 

EZB Gewinn / Verlust in Mrd. EUR

 

Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, sollte man vorab erst einmal klären, wie Gewinne und Verluste bei der EZB überhaupt zustande kommen.

 

Woher bekommt das Eurosystem seine Einnahmen?

Eine Möglichkeit ist die sogenannte „Seigniorage“. Neben der Preisstabilität ist die EZB auch für die Entwicklung und Produktion der Euro-Banknoten verantwortlich. Die Geschäftsbanken haben dann die Möglichkeit, die Geldscheine zum Nennwert zu kaufen. Dafür können sie sich entweder Geld bei der Zentralbank leihen oder ihr im Gegenzug Vermögenswerte überlassen, deren Zinserträge dann als „Seigniorage-Einkünfte“ der EZB zufließen.

 

Mittlerweile weitaus größer sind jedoch die Einnahmen aus den verschiedenen Programmen der EZB zum Ankauf von Vermögenswerten, auch Quantitative Easing genannt. Nach der globalen Finanzkrise 2008 sahen sich die Notenbanker mit einer Veränderung der Funktionsweise unserer Wirtschaft konfrontiert. Die Preise stiegen kaum noch und die Leitzinsen näherten sich ihrer effektiven Untergrenze, d. h. eine weitere Senkung hätte keine oder nur noch eine sehr geringe Wirkung gehabt. Die EZB ergriff im Zuge dieser Entwicklung andere Maßnahmen (QE), um das Wirtschaftswachstum zu unterstützen und die Inflationsrate wieder in die Nähe des Zielniveaus von zwei Prozent zu bringen.

 

Wertpapierkäufe sorgen für enorme Verluste im Zinsgeschäft

Im Rahmen des QE hat die EZB in den letzten Jahren neben anderen Vermögenswerten vor allem Staatsanleihen von Euroländern in Höhe von knapp 5 Billionen Euro gekauft. So weit, so gut, hätte die EZB nicht ihre Leitzinsen, aufgrund der in den letzten zwei Jahren stark gestiegenen Inflation, anheben müssen. Das Problem liegt nun darin, dass man auf der Einnahmeseite festverzinsliche Staatsanleihen mit langen Laufzeiten und niedriger oder sogar negativer Verzinsung hat, auf der Ausgabenseite muss man aber aktuell die hohen Sichteinlagen der Geschäftsbanken mit dem viel höherem Einlagesatz verzinsen. Dieser liegt aktuell bei vier Prozent und ist damit deutlich höher als die Rendite der gehaltenen Staatsanleihen. Daraus resultiert der hohe Verlust im Zinsgeschäft im abgelaufenen Jahr.

 

Bilanzsumme der EZB in Bill. EUR

 

 

All dies dürfte die Bilanz der Notenbank auch in Zukunft belasten und dafür sorgen, dass die EZB auch in den kommenden Jahren Verluste erleiden wird. Die Währungshüter teilten jedoch mit, dass man unabhängig vom Ergebnis in jedem Fall „effektiv arbeiten und das Hauptmandat erfüllen kann“.

 

„Gewinne und Verluste sind Nebenerscheinungen“

Im Unterschied zu normalen Geschäftsbanken geht es der EZB grundsätzlich nicht darum, Gewinn zu erzielen, sondern die Preisstabilität in der Währungsunion zu gewährleisten. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die EZB selbst ihr Ergebnis nur als „Nebenerscheinung ihrer Geldpolitik“ bezeichnet. Nichtsdestotrotz ist das Ergebnis auch nicht unwichtig, da die EZB verbleibende Gewinne an die 20 nationalen Mitgliedsbanken ausschüttet. Diese wiederum führen ihren Gewinn an die Regierung des betreffenden Landes ab und leisten somit einen positiven Beitrag zu deren Haushalt.

 

Marketingmitteilung: Die vorliegenden Informationen dienen lediglich der unverbindlichen Information von Kunden. Diese Marketingmitteilung stellt weder eine Anlageberatung noch eine Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Sie berücksichtigt nicht die persönlichen Merkmale des Kunden und kann eine individuelle Beratung und Risikoaufklärung durch einen Berater nicht ersetzen.
 

Veranlagungen in Finanzinstrumente bergen neben Chancen auch Risiken und können mit erheblichen Verlusten verbunden sein.
 

Handelt es sich bei den angegebenen Werten um Vergangenheitswerte, können zukünftige Entwicklungen davon nicht abgeleitet werden.
 

Einschätzungen/Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für die künftige Entwicklung.
 

Die Angaben gemäß § 25 Mediengesetz finden Sie unter folgendem Link

 

Pascal Günzkofer B.A.

Fotoquelle: Hermann Wakolbinger

 

Autor:

Pascal Günzkofer B.A.

Treasury und Handel, Oberbank AG